Ein Versuchsgarten in der Südwestpfalz
An erster Stelle steht die Freude an der Gestaltung, am Betrachten, an der Vielfalt, am Buddeln und am Pflanzen, am explodierenden Leben. Erst an zweiter Stelle kommt die Verantwortung für ein Stückchen Land, der Wille, einen kleinen Beitrag zu leisten für den Erhalt der Artenvielfalt, für die Regeneration des Bodens, für die Anpassung an den unvermeidlichen Klimawandel. Nicht zuletzt zählt auch die Freude an der eigenen Ernte, die den Jahresbedarf an Obst und Gemüse nahezu deckt.
bedeutet, möglichst mit der Natur und dem Wetter zu arbeiten und nicht dagegen. Die Natur mag keinen nackten Boden, irgendetwas wächst immer. Die Kunst besteht darin, das Schaffen der Natur zu moderieren und so einen vielfältigen Lebensraum zu gestalten.
eröffnet viele Möglichkeiten, vorhandene Ressourcen sinnvoll und flexibel zu nutzen. Sie wird den Bedürfnisse des Bodens, der Pflanzen- und Tierwelt und der menschlichen Bewohner gleichermaßen in Win-win-Lösungen gerecht.
Auf dem rechten Bild muss man sehr genau hinschauen, um den Bauwagen oder die Steine des Kräuterhügels noch zu finden. Insgesamt sind vier Apfelbäume gepflanzt worden, zwei Pfirsichbäume, zwei Kirschbäume, zwei Feigen, zwei Säulenzwetschgen, einiges an Beerensträuchern, Kräutern, Stauden und Rosen. Der verdichtete Boden wurde nach einem oberflächlichen Lockern gemulcht. Der tiefere Bereich des Grundstücks wurde im Laufe der Jahrzehnte mehrfach mit Bauschutt aufgefüllt und mit Fahrzeugen befahren, was zu einer seltsamen Mischung aus verdichteten und durchlässigen Erdschichten führte. In regenreichen Zeiten stand daher alles unter Wasser, während trockene Sommer zu festgebackenen Böden führten.
Als abschließende Projektarbeit meiner Ausbildung zur Permakulturpraktikerin nach Holzer am Krameterhof in Östereich habe ich diese Teichanlage gebaut.
"Man kann überall einen Teich ohne Folie bauen..."
hieß es immer. Und dann folgte unweigerlich "...außer..."
Da bei mir sämtliche Außers zutrafen, machte ich mich mit Spaten und Spitzhacke an die Arbeit. Von Josef Holzer wurde das Projekt mit dem überschwänglichen Lob bedacht, in diesem Fall sei ein Folienteich auf jeden Fall besser als kein Teich. Frösche, Molche, Wasserflöhe, Libellen, Ringelnattern, Vögel und sonstiges Getier haben das neue Gewässer dankend angenommen.
"Da wird alles von den Schnecken gefressen", hieß es. Das sollte sich nicht bewahrheiten. Nach der Übernahme von den Vorbesitzern wurden zuerst alle Materialien (alter Rasenschnitt, Holzasche, Äste, Brombeeren, Brennesseln, Ziegelsteine, Bretter und Erde) sortiert und alles Brauchbare zum Hügelbeet aufgeschichtet. Die erste Überlegung war, dass alles sowohl mit viel als auch mit wenig Regen funktionieren sollte. Seitdem hat der Gemüsegarten mehrfach sein Gesicht geändert, aber immer einen guten Ertrag gebracht. Zu Beginn des Gartenjahres sieht alles hübsch ordentlich aus, es wird mit Laub und Rasenschnitt gemulcht. Später ist Mensch nur noch Gast im Blüten- und Gemüsedschungel.
Ein Garten ist nie fertig, er ist keine zwei Jahre hintereinander gleich.
Er entwickelt sich über die Jahre, es entstehen neue Habitate,
die Obstbäume geben Schatten, wo vorher keiner war,
kleinere Rodungen schaffen Platz für Neues
und es siedeln sich immer wieder neue Tier- und Pflanzenarten an.
All diese Prozesse faszinieren mich, und trotz langjähriger Gartenerfahrung ist es nie sicher, welchen Effekt ein Eingriff in dieses Werden und Vergehen hat. Dennoch ist es die ordnende Hand, die diese unglaubliche Vielfalt ermöglicht und erhält.
Das Gärtnern mit dem Klimawandel erfordert Ideenreichtum und große Flexibilität, da sich die Spielregeln ständig ändern und uns die neuste Version erst nach unserem Spielzug mitgeteilt wird. Wenn wir im Frühjahr pflanzen und säen, kennen wir den Ist-Zustand des Bodens, aber wir haben keine Ahnung, was das Wetter in den folgenden Wochen und Monaten bringt. Was mit wenig Aussicht auf Erfolg begonnen wurde, kann überraschend reiche Ernte bringen, während sicher Geglaubtes nicht funktioniert.
Mit meinem Gartenprojekt "Betreutes Wuchern" möchte ich Mut zum experimentellen Gärtnern machen
und einen Einblick in die Möglichkeiten der Permakultur geben.